Wem will man bei Werteinschätzungen schon vertrauen???


  1. -Ein Händler / Käufer wird die Uhr ‚schlecht’ reden, um ein Maximum an Gewinn erzielen zu können,

  2. -ein Auktionator wird eine hohe Prognose abgeben, um ein weiteres Objekt in die Auktion zu bekommen (auch, wenn die Uhr nicht versteigert wird, wird häufig ein Grundkostenbetrag verlangt…)


es ist für einen unbedarften Laien sehr schwer, einen veritablen Marktwert zu finden.


Aber auch mir passierte es schon häufig, daß sich jemand wegen einer Werteinschätzung an mich wandte und mich danach schon fast erbost einen 'Halsabschneider' nannte.


Merke: nur weil irgendwo auf der Uhr ‚Glashütte’ steht, muß sie nicht unbedingt den Gegenwert eines Kleinwagens haben.

So wie heute viele kleine Unternehmen am Ruf des Namens ‚Glashütte’ partizipieren wollen, geschah dies’ auch schon seit Ende des 19 Jahrhunderts. Ob ein Unternehmen den Namen ‚Glashütte’ damals zu Recht benutzte, wurde nicht selten erst vor Gerichten entschieden. Das bedeutet demnach auch für heute noch, daß nicht alles, was den Namen ‚Glashütte’ trägt auch den Maßstäben aus Glashütte entspricht.


Auch muß man bedenken, daß alle Glashütter Uhrenhersteller ihre Produkte in verschiedenen Qualitätsstufen herstellten, die dann auch zu unterschliedlichen Preisen verkauft wurden.


Glashütter Taschenuhren waren schon immer sehr exklusive Liebhaberobjekte, die für die Mehrzahl der Bevölkerung unerschwinglich waren. Aus diesem Grunde entwickelte A. Lange & Söhne schon Ende 1880 die zweite Qualitätsstufe ‚Deutsche Uhrenfabrikation’ kurz DUF, um durch Produktionsvereinfachungen und Senkungen der Materialkosten, preiswertere Taschenuhren anbieten zu können.


Ca. 1920 kam dann noch die dritte Qualitätsstufe ‚Deutsche Uhrenfabrikation Original Lange Internationales Werk’, kurz OLIW, hinzu. dem Zifferblatt erkennt man diese Uhr leicht, da sie dort mit ‚Lange Uhr’ gekennzeichnet wurde. Durch eine einfachere Platine, einfacherer Komponenten und Verwendung zum Teil auch nicht edler Metalle bei den Gehäusen, konnten Kosten gesenkt und Taschenuhren noch preiswerter angeboten werden.


Preisentwicklung:

Ich persönlich beobachte seit ca. 1997 den 'Glashütter' Markt. In dieser Zeit kann man sagen, daß die Preise in allen Bereichen (komplizierte, nicht-komplizierte Taschenuhren, Militäruhren) mindestens stabil blieben. Uhren, die sich vor dem Jahr 2000 noch keiner großen Beliebtheit erfreuten sind mittlerweile gesuchte Uhren und werden zu hohen Preisen gehandelt. Dies‘ sind vor allem die frühen Stücke mit Werksnummern bis 10.000. Je niedriger die Nummer, um so höher die Preise. Bis zum Jahr 2000 wurden nur die Uhren für sammlerwürdig erachtet, die über ein klassisches Glashütter Werk verfügten…also 2/3 Werksplatine und Schwanenhalsfeinregulierung. Die frühen Uhren mit ihren ¾ Platinen und einfachen Rückern wurden also eher nicht beachtet und liefen in Auktionen häufig nur nebenher. Heute gehören die frühen Uhren (im Glashütter Gehäuse) schon fast zu den Highlights einer Auktion und übertreffen die Ergebnisse vergleichbarer, späterer Uhren meist erheblich. Sammler, die sich frühzeitig auf diese frühen Uhren spezialisierten konnten erhebliche Zuwächse verzeichnen. Ähnlich sieht es bei Militäruhren aus. Mitte der neunziger Jahre lagen die Preise für Flieger- und Beobachtungsuhren bei max. 2.000 DM (!) während mittlerweile Fliegeruhren (Kaliber 48) schon einiges über 4.000 Euro erzielten. Natürlich kommt es sehr auf den Zustand der Uhr sowie auf den Zustand des originalen Armbands an.

Die Wirtschaftskrise ab 2008 hatte auf die Preisstabilität der Glashütter Uhren (im Gegensatz zu verschiedenen Schweizer Manufakturen) keinen großen Einfluß. Die nicht komplizierten Uhren blieben eigentlich konstant. Anders aber bei den komplizierten bzw. seltenen Stücke. Hier kam es bei einigen Uhren zu zuvor nie erreichten Höchstpreisen (Beispiel November 2008, eine Lange 1A mit originalem Kasten und Papieren im Prof. Graff Gehäuse für ca. 120.000 Euro). Auch Minutenrepetitionen erbrachten innerhalb eines Jahres Steigerungen von 25 – 40% und liegen bei ca. 40.000 Euro. Wo das ganze Hinführt und was die nächsten Interessengebiete sind, weiß ich leider nicht. Die Bereiche, die bisher von den Sammlern noch nicht im großen Rahmen beachtet wurden, sind die Damentaschenuhren und die Taschenuhren der Marke OLIW. Hier sehe ich derzeit noch eine preisliche Angleichung zu vergleichbaren Qualitäten.




derzeitige Preise:


  1. -Aktuell muß man für eine
    OLIW Uhr in guter / sehr guter Qualität im originalen Kasten mit Papieren zwischen 1.300 – 1.800 Euro rechnen. Preisunterschiede hierbei machen aus: Gehäuse- und Zifferblattmaterial.





  1. -Für eine DUF im Kasten abhängig vom Gehäusetyp, Gehäusematerial, Erhaltungszustand, Gewicht zwischen 1.600 – 7.500 Euro.
    Einen höheren Preis erzielen DUF Uhren, wenn sie sich in einem originalen 18 Karat Gehäuse befinden. Frühe DUF Uhren mit Nummern um 20.000 wurden häufig nicht mit einer Zifferblattbeschriftung versehen. Auf dem Markt kursieren hingegen ab und zu solche Uhren, die nachträglich mit Deutsche Uhrenfabrikation beschriftet wurden!



  1. -Für eine Lange & Söhne der ersten Qualitätsstufe mit Kasten kann man als vagen Anhalt zwischen 2.000 Euro (offene, leichte,
    silberne 1C) und 14.000 Euro (schwere, 1A mit verglastem Werk) kalkulieren. Wie ‚vage’ diese Preise sind, erkennt man daran, daß 2009 eine 1A Savonnette für über 120.000 Euro versteigert wurde (perfekt erhaltene, schwere Savonnette im Professor Graff Gehäuse).






- Im Bereich der komplizierten Uhren (also mit Zusatzfunktionen) konnte man in den letzten Jahren hohe Steigerungen beobachten. So wird man heute ein Ankerchronometer oder einen Chronographen im objektiv guten Zustand nur noch selten unter 10.000 Euro finden, Viertel-Repetitionen gibt es kaum unter 16.000 Euro, Minutenrepetitionen kaum unter 25.000 Euro und doppelte Komplikationen nicht unter 65.000 Euro (natürlich je nach Erhaltungszustand!). In einer Auktion im Mai 2010 wurde z.B. eine Minutenrepetition (Nr. 29568) mit Haarriss und falschem Sekundenzeiger für gerade einmal 26.800 Euro verkauft, während gleichzeitig sehr gute gleichwertige Uhren um 50.000 Euro lagen.


Das Wichtigste hierbei ist und bleibt also der Zustand der Uhr. Ein äußerst kleiner Haarriss im Zifferblatt kann einen Wertunterschied von 20 – 50 % ausmachen (s.o.)!


Wenn Sie an einer Uhr interessiert sind, versuchen Sie möglichst viel über dieses Stück herauszufinden. Nicht selten liefen Uhren der Internet Händler kurze Zeit zuvor in realen Auktionshäusern und wurden dort gut und neutral beschrieben.



Zweimal jährlich werden in den wichtigsten deutschen Uhrenauktionen die Preise neu festgesetzt. Hier muß man aber sagen, daß man unmöglich anhand der verkauften Uhren auf den Wert der eigenen Uhren schließen kann, da sie sich in Qualität und Historie wahrscheinlich sehr stark unterscheiden.