Die schwierigste aller Fragen….

Wo kann ich meine Uhr am besten und vertrauensvollsten an- oder verkaufen?


Kurz: ich habe kein Patentrezept!


Natürlich bieten diverse Internet Geschäfte eine große Auswahl an, natürlich kann man in Online-Auktionshäuser ‚Schnäppchen’ machen, klar gibt es mehr oder weniger seriöse Händler, die Sie besuchen können oder die zu Ihnen nach Hause kommen…aber möchte man das auch wirklich so?

Ich persönlich habe schon meine Bedenken, wenn ein Händler, der davon lebt, daß er Ware möglichst preiswert ein- und möglichst schnell und teuer verkauft, mir Uhren anbietet oder mir einen Preis für eine Uhr nennt. In den letzten Jahren hat sich der Markt der Händler sehr vergrößert. Auch junge, neue Händler wittern nun ein Geschäft mit dem ‚verscherbeln’ hochwertiger Uhren, da die Spanne hier enorm sein kann. Häufig jedoch fehlt ihnen das Fachwissen dahinter sowie die Leidenschaft an der Uhr selbst. Aus eigener Erfahrung und durch viele Mails von Betroffenen kann ich maximal zwei Händler wirklich empfehlen.

Viele der weniger seriösen Händler decken sich auf realen oder Internet-Auktionen mit ‚neuer’ Ware ein, die sie dann wieder neu mit Aufschlag anbieten.  Ein Beispiel dafür ist definitiv der 'Lange Collector' H.-J. Wenzel. Wenn Sie also einmal in einer realen Auktion eine Uhr verpaßt haben, die dort dann zu einem sehr niedrigen Preis versteigert wurde, dann schauen Sie einmal auf der Homepage des Lange Collectors nach. Vielleicht werden Sie fündig (Beispiel: Dr. Crott 82. Auktion Lot 71. Savonnette Lange & Söhne Nr. 12507, Hammerpreis 6.000 Euro  später zu finden auf der Homepage des Lange Collectors zu 13.800 Euro und sogar bei eBay unter der Auktionsnummer: 260725272749).

Wenn ich dann in der Internet-Historie solcher 'Sammler' sehe, daß sie gerne auch Ersatzteile von Uhren und Gehäuse ersteigern, frage ich mich, ob deren Beschreibung 'ungetragen, wie neu, perfekt erhalten, mint....' wirklich stimmen kann. Nichts gegen eine aufgearbeitete Uhr aber es muß dem Kunden gesagt werden, da der Wertunterschied zu einer perfekt erhaltenen Uhr enorm ist. Es gibt auch Uhrmachermeister mit sehr guten Kontakten nach Osteuropa von wo her die best-gefälschten Taschenuhrengehäuse stammen....


Das ich hier nicht falsch verstanden werde...ich habe nichts gegen den Handel von Uhren aber diese Gewinnmaximierung unter dem Deckmantel des Sammelns...das finde ich nicht richtig.


Im Mai 2012 stach mir ein neuer 'Glücksritter' förmlich in's Auge. Unter dem eBay Namen 'Combanker' bot er unter der Auktionsnummer 320916239441 eine Marine Beobachtungsuhr von A. Lange & Söhne an, die er wohl wenige Wochen zuvor auf einer Frankfurter Auktion ersteigert hatte (Dr. Crott Auktion 85. Lot Nr. 50). Die Uhr wurde im Auktionskatalog mit der Fussnote Zifferblatt '2, 41' versehen, was bedeutet...'sehr guter Zustand', 'neu bedruckt'.  Dem langjährigen Sammler fiel dieses Zifferblatt sofort auf...ein Laie würde es wohl als 'unbedenklich' erachten. Die Uhr wurde in Frankfurt dann zu einem Hammerpreis von 2.000 Euro versteigert. Das genau diese Uhr (gleiche Nummer, gleiches Zifferblatt) bei eBay für 3.950 Euro angeboten ist..naja...ok...aber dass in der eBay Beschreibung nicht auf das neu gestaltete Zifferblatt hingewiesen wird finde ich persönlich unseriös. Hier wird offensichtlich versucht un-informierten Sammlern und Laien etwas zu verkaufen, ohne sämtliche, bekannte Informationen preiszugeben, die ein möglicher Kunde bei einem späteren Wiederverkauf berücksichtigen müsste. Mit diesen Hintergrund Informationen würde ich von Combanker nicht einmal ein Brötchen kaufen! Auf meine schriftliche Anfrage, ob ich über diesen 'Fall' schreiben dürfte antwortete dieser eBay Verkäufer lediglich:

Zitat: "Wenn Sie mit den zivilrechtlichen und strafrechtlichen Konsequenzen leben können, dann dürfen Sie das gern tun! Mit vorzüglicher Hochachtung " Zitat Ende


Thema eBay: Ich beobachte diesen Markt nun schon seit Jahren… immer wieder die gleichen Verkäufer, über die ich nun auch schon viel erfahren habe, da nicht selten eBay-Kunden mich über deren Erfahrungen mit eBay-Uhren informierten. Ich habe nie von jemanden gehört, der wirklich ein Schnäppchen gemacht hat aber von vielen, die mit der Abwicklung des Geschäfts, der Uhr, der Qualität der Uhr und anderen Zusagen sehr unzufrieden waren. Ich kann eBay eigentlich nur jemandem empfehlen, der sich wirklich auskennt und dem es nichts ausmacht, auch einmal etwas Geld durch ein eBay-Geschäft zu verlieren.


Es gibt natürlich auch 'nicht-virtuelle' Uhren-Auktionshäuser. Hier hat man genügend Zeit sich die Uhren direkt vorführen zu lassen und auch selbst die Lupe in die Hand zu nehmen. Wenn man unsicher ist, kann man einen vertrauten Uhrmacher mitbringen, der sich die Uhr auch anschauen kann. Dieses ist auch ratsam, da auch die Auktionsbeschreibungen nicht zwangsläufig immer der Realität entsprechen. Wenn eine Auktion aus mehr als 500 Uhren besteht, kann immer einmal ein Haarriss, eine Gehäuse-Delle oder eine ersetzte Aufzugskrone 'untergehen'. Und dann heißt es 'gekauft wie gesehen' wobei die besseren Auktionshäuser dabei schon recht kulant sind (weiß ich auch aus eigener Erfahrung). Der Haken bei diesen Auktionshäuser sind leider die Kosten. Wenn Sie selbst eine Uhr für 2.000 Euro verkaufen wollen, muß ein Käufer bereit sein 3.150 Euro zu bezahlen (2.000 Euro netto plus 200 € Einlieferkosten = 2.200€ plus 15% Auktionsgebühr vom Hammerpreis plus 22% Aufschlag auf den Hammerpreis für den Käufer). Wenn aber die Uhr soviel Wert ist, stellt sich die Frage, warum wollten Sie für ihre Uhr nur 2.000 Euro??


Für mich ist der beste und fairste Uhrenmarkt für den Kauf: der unbedarfte Laie…nicht, daß man ihn besser ‚ausnehmen’ kann, sondern weil seine Uhren meistens reel sind. Während Händler häufig versuchen ihre Stücke möglichst perfekt aussehen zu lassen und dabei ohne die nötige Sorgfalt oder ohne den notwendigen finanziellen Aufwand vorgehen, haben Laien häufig die Uhr so, wie sie sie vererbt bekamen. Diese ‚ehrlichen’ Stücke können dann von einem wirklichen Fachmann meistens wieder hervorragend aufgearbeitet werden. Der andere faire Markt ist der der Sammler. Wenn man hochwertige Uhren kaufen will, kann man eigentlich nur richtigen Sammlern vertrauen, da sie sich nie schlechte Stücke  in die Sammlung legen würden. Man sollte sich natürlich zuvor über den Sammler informieren da es auch dort ‚schwarze Schafe’ gibt, aber wenn man dann einen gefunden hat, kann man sich sehr sicher sein, daß man seine Freude an der Uhr haben wird. Der Preis richtet sich dann nach dem, was Ihnen die Uhr Wert ist. Ferner ist es bei einem möglichen Wiederverkauf immer besser, wenn die Uhr noch nie auf dem Markt war...also 'unverbrannt' ist.


Es gibt in Deutschland eigentlich vier größere Möglichkeiten Uhren zu kaufen und zu verkaufen. Nachfolgend möchte ich diese einmal beschreiben (in alphabetischer Reihenfolge):



Auktionshaus Dr. Crott:

Dieses Auktionshaus veranstaltet zweimal jährlich eine Auktion in Frankfurt bei denen immer einige hundert gute und hochwertige Sammleruhren angeboten werden. Glashütter Uhren sind hierbei auch stets in unterschiedlichen Quantitäten und Qualitäten vertreten.

Vorteil:

-Hochwertiger Auktionskatalog

-Großer, internationaler und potenzieller Kundenkreis

-Gute Reputation

-Uhren können vor der Auktion / dem Kauf begutachtet werden

-Käufer und Verkäufer bleiben gegenseitig anonym


Nachteil:

-Hohe Kosten für den Käufer und Verkäufer

  1. -Weniger hochwertige Uhren werden nicht sonderlich beachtet

  2. -keinerlei Einfluß auf die Uhren-Präsentation im Katalog. Fotos zumeist wenig ansprechend



Auktionshaus Henrys:

Das Auktionshaus Henrys (in Mutterstadt Rheinland-Pfalz) veranstaltet monatliche Auktionen (Schmuck, Teppiche, Bücher und Uhren) und zusätzlich viermal jährlich spezielle Uhrenauktionen.

Vorteil:

-Auktionskatalog

-Zum Kundenkreis zählen wichtige nationale Sammler sowie einfache Uhrenliebhaber

-Uhren können vor der Auktion / dem Kauf begutachtet werden

  1. -Käufer und Verkäufer bleiben gegenseitig anonym

  2. -Auktion parallel auch live im Internet


Nachteil:

  1. -Hohe Kosten für den Käufer

  2. -Sehr hohe Kosten für den Verkäufer, da die ohnehin schon übertriebenen Abschläge vom Zuschlagspeis dann noch um die Mehrwertsteuer erhöht werden.

  3. -Hochwertige Uhren finden kaum internationale Beachtung

  4. selbst eine grobe Einschätzung einer Uhr kostet eine Gebühr (berechnet nach einem nicht überprüfbaren Zeitaufwand eines nicht sehr -zumindest im Glashütter Umfeld- kompetenten Uhrmachers)

  5. -keinerlei Einfluß auf die Uhren-Präsentation im Katalog. Fotos zumeist wenig ansprechend

  6. -sehr schlechter Service nach der Auktion. Bis zur Einlieferung freundlich und dann erfährt man ca. 3 Monate nichts.



Chrono24:

Hierbei handelt es sich um eine Internetplattform auf der man bis vor wenigen Monaten kostenfrei Uhren anbieten konnte.

Mittlerweile hat sich das Geschäftsmodell leider geändert, so daß ich absolut abraten muss, dieses Internetportal zu verwenden

Vorteil:

-Man kann als Verkäufer eigene Bilder anfertigen und hochladen (etwas schwierig)

-Internationale Verfügbarkeit


Nachteil:


-Es muß bei dem Einstellen der Uhr sofort seinen Wunschpreis angeben. Dazu muß man einen Marktpreis wissen.

  1. -Mögliche Schwierigkeiten bei der Bezahlung / Lieferung / im Schadensfall

  2. -Der Anbieter muss für das Einstellen seiner Uhr in Vorkasse treten und kann sein Geld nur zurückerhalten, wenn er die Uhr 6 Monate auf der Plattform stehen läßt. Laut letzter veröffentlichter Bilanz belaufen sich die Verbindlichkeiten des Unternehmens auf fast 700.000 € was zumndest die Möglichkeit einer Insolvenz nicht ausschliesst. Das wiederum würde den Totalverlust der Vorkasse bedeuten.

-Ohne entsprechende Absprache keine Vorabbesichtigung

-Bei nationalen und internationalen Sammlern bisher eher unbekannt / unbeachtet

  1. -Hochpreisige Uhren werden kaum angeboten / verkauft

  2. -extrem schlechte Kommunikation mit dem Kundenservice...auch nach Bezahlung.  Fragen werden ausweichend und auch erst Tage später beantwortet.


eBay:

das weltweit größte Internet-Auktionshaus.


Vorteil:

-Sehr geringe Grundkosten

-Bei allen, im Internet agierenden Sammlern bekannt

-Gute und faire Auktionsergebnisse


Nachteil:

-Zeitlich befristete Auktion

-Mögliche Schwierigkeiten bei der Bezahlung / Lieferung / im Schadensfall

-Ohne entsprechende Absprache keine Vorabbesichtigung

-Hochpreisige Uhren werden kaum verkauft


Unser Fazit:

Wir haben im Laufe der letzten Jahre über alle vorab genannten Portale Uhren ge- und verkauft. Die Nachteile der realen Auktionshäuser sind häufig die Vorteile der virtuellen Häuser. Man sollte demnach genau abwägen, welches Haus man wählt, um welche Uhren zu kaufen oder zu verkaufen. Um hochwertige und hochpreisige Uhren anzubieten bzw. zu kaufen sollte man (wenn man sie nicht direkt und privat anbieten / kaufen will) ein reales Auktionshaus vorziehen. Es ist definitiv seriöser und sicherer als die Internethäuser. Diese Sicherheit ist nun aber auch mit Kosten verbunden und man hat trotz (zum Teil hoher) Grundkosten keine Verkaufsgarantie. Jedoch bietet sich einem aber zumindest die Möglichkeit, daß zwei interessierte Sammler den Preis hochtreiben.


Mein Tipp: Bevor Sie eine Uhr in einem der genannten realen Auktionshäuser abliefern lesen Sie die Vertragsbedingungen sehr sehr genau durch. Dann überlegen Sie sich Ihren Wunscherlös für ihre Uhr und berechnen anhand des Vertrages wieviel dann ein Käufer dafür zu bezahlen hätte. Sie werden sich wundern!

Das Auktionshaus Henrys sowie Chrono24.com halte ich nun nach eigenen Erfahrungen für absolut nicht empfehlenswert!


Uhren mittlerer Qualität die auch häufig auf dem Markt anzufinden sind und daher auf ein weniger großes Sammlerinteresse stoßen, sollte man eher im Internet anbieten / kaufen. Die eingesparten Kosten, sollten dann auch beiden Beteiligten zugute kommen. Aber kommunizieren Sie vor der Lieferung / Bezahlung gründlich mit dem Käufer / Verkäufer und inspizieren Sie die Uhr genau. Seien Sie sehr sehr vorsichtig!